P.Lips.Inv. 1


Schriftträgerdaten

Dokument(e)
P.Lips. I 40 (P.Lips.Inv. 1)

recto
verso

Titel
Verhör in einem Strafprozeß

Sammlung
Leipzig, P. Lips., vorhanden

Erwerbung
Kaufdatum
01.08.1902
Käufer
Borchardt
Kiste
I
Bemerkung
August 1902

Publikationsart
publiziert P.Lips. I 40
publiziert P.Lips. I 40

Material
Papyrus

Maße
Breite: 124.0 cm / Höhe: 31.0 cm

Zustand
normal

komplett
nein

Ausführung
Rolle

Bemerkung
Papyrusrolle, der Papyrus war bis 2007 zwischen zwei Lagen Textilmaterial eingebracht; danach neu verglast

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Bearbeiter
Trojahn

Lizenz (Metadaten) :
CC0 1.0

Lizenz (Bilder) :
Public Domain Mark 1.0

MyCoRe ID
UBLPapyri_schrift_00000400

Statische URL
https://www.papyrusportal.de/receive/UBLPapyri_schrift_00000400

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Textdaten

Verweis
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Inventarnummer
P.Lips.Inv. 1

Titel
Verhör in einem Strafprozeß

Erhaltung
Anfang fehlt

Erhaltung
Kol. III rechts abgerissen
oberer Rand: 0,5 cm
unterer Rand: 1,5 cm

Textart
dokumentarisch

Textthema
Rechtspflege

Schrift
griechisch
lateinisch

Sprache
Griechisch
Lateinisch

Inhalt
Asynkritios, Sohn des Philammon, ist nachts überfallen, zusammengeschlagen und beraubt worden; Hauptbeschuldigter ist der Sklave Acholios, die Mittäter konnten entkommen; ein Zeuge ist Hermaion. Zudem hat es angeblich einen Einbruch in der Nähe gegeben.

Bestimmungsort
Hermupolis

Bestimmungsgau
Hermopolites

Datierung
vor 381 (?)

Tinte
schwarz

Kolumnenzahl
3

Zeilenzahl
20, 26, 25

Buchstabenhöhe
0.4 cm

Zeilenlänge
54.0 cm
52.2 cm

Zeilenabstand
0.6 cm

Kolumnenhöhe :
29.5 cm
29.0 cm

Schriftart
Korrekturen von zweiter Hand

Schriftrichtung
parallel zur Faser

Gliederungszeichen
bei Fragen und Antworten öfter Beginn mit neuer Zeile

Seitenfolge
Verso: leer

Editio princeps
Mitteis, L. & Wilcken, U.: P.Lips. 13, Archiv für Papyrusforschung und verwandte Gebiete, 3, 1903, 106-112.

Editionen
P.Lips. I 40, CHLA XII 518

Referenzwerke

Übersetzung
P.Lips. I 40: Col. II lin. 2 Flavius Leontinus Beronicianus, vir clarissimus, Statthalter der Thebais, sagte: Ist dieser allein der Angreifer oder auch andere? Philammon sagte: Vier sind es, Stercorius und andere. Er soll sagen, welches seine Gesellen sind, er selbst weiß seine Mitsklaven. Beronicianus sagte: Nenne ihre Namen. Philammon: Wir wissen sie nicht, er selbst weiß sie. Er soll selbst, da er anwesend ist und dasteht, ihre Namen sagen, er selbst weiß sie. Beronicianus: Wieviel Sklaven machten mit dir den Überfall? Acholius: Ich war allein mit dem Knaben. Beronicianus: Sprich die Wahrheit. Acholius: Bloß ich war mit dem Knaben. Beronicianus: Zieh (ihn) aus. Und als er ausgezogen worden war, sagte er: Ich bin (war) allein und jener Kleine, der noch sehr jung ist. Philammon: Der Kurator kann sagen, daß es viele sind. Beronicianus: Es soll der Kurator hereingeführt werden, den sie als Zeugen anrufen. Nachdem Hermaion, der Kurator der Stadt Hermupolis, hereingeführt worden war, sprach Beronicianus: Sie haben dich als Zeugen aufgerufen für das Geschehene. Du wirst aber als ein Freier die Wahrheit sprechen. Was hast du gesehen oder was ist unternommen worden? Hermaion, Kurator von (H)e(rmupolis): Sehr spät am tiefen Abend hörte ich ein Geräusch, da ich auf (dem Dach von) meinem Hause war, und schickte meine Jungen, um die Ursache zu ermitteln. Sie gingen hinaus und fanden diesen Asynkritios ..... und geschlagen von Strolchen, und sie machten aufhören mit diesem Skandal. Beronicianus: Wieviel Sklaven waren es? Hermaion: Zwei waren dort oder drei; es war sehr spät. Senecion: Es ist auch der Kurator verlangt worden, daß er dies sage. Ich beantrage, daß auch der Schreiber hereinkomme und aussage: Es sind viele Leute, welche zu dem Haus gekommen sind, dreißig oder vierzig sind es. Der Kurator Hermaion: Wenn sie nicht bei meinem Hause gewesen wären, wäre schon längst der Asynkritios gestorben, beim Herrgott. Senecion: Gut gesagt! Dieses Haus ist nahe beim Hause des Kurators, der Kurator wohnt dort. Beronicianus: Wer sind die, die mit dir den Überfall gewagt haben, nenne sie. Acholius: Es waren zuerst zwei, ich und der Kleine. Darauf kam ein Mitsklave von mir, nach dem Kampf, nach der Beendigung des Kampfes. Der Advokat Hermius sagte: Ein glaubwürdiger Mann hat ausgesagt, ein Vorsteher von Hermupolis. Beronicianus: Nenne ihre Namen. Acholius: Das Kind und Gorgonios, welcher seine Hände gehalten haben soll. Beronicianus: Sind es Freie oder Sklaven? Acholius: Sklaven sind sie. Beronicianus: Wessen Sklaven? Acholius: Des Sergios, meines guten Herrn. Senecion: Abwesend ist ihr Herr, sein Haus ist beschädigt worden. Ich habe Zeugen. Deine Trefflichkeit hat den Schreiber geschickt, und der hat die Türen niedergerissen gesehen. Ich habe zehntausendmal zu den Akten verlangt, daß der Schreiber hereingeführt werde und sage, wer die Beschädigung verursacht hat. Ich weise nach, daß dreißig und vierzig das Haus überfallen haben. Philammon: Nicht zum ersten, nicht zum zweiten, nicht zum dritten Mal kam er in diese Stadt und hat uns beraubt. Wen hat er nicht angefallen? Senecion: Auch ich selbst bin besorgt, weil mein Genosse abwesend ist. Es ist die öffentliche Kasse der Mannschaft bei ihm in Verwahrung. Die Türen sind darnieder, der Sekretär soll kommen und zu den Akten deponieren und die Hinaufgekommenen benennen und wer hinaufgekommen ist, denn ich weiß es nicht, wer hinaufgekommen ist. Philammon: Der Sklave gesteht, daß er die Hände meines Sohnes gehalten und ihn geschlagen hat. Beronicianus: Warum hast du den Ratsherrn überfallen am Abend und ihm Wunden geschlagen bei der Augenbraue? Acholius: Ich bitte deine Trefflichkeit, ich habe ihn nicht überfallen, sondern er hat mich selbst angefallen; es war überhaupt mein Unglück, daß ich ihm begegnete so spät. Col. III Beronicianus: Wer hat die Wunde geschlagen? Acholius: Der kleine Junge. Beronicianus: Was sagt der Verwundete? Philammon: Der eine hat ihm die Hände gehalten, ein anderer warf ihn nieder und wollte ihn töten wegen des öffentlichen Geldes. Der Eine hielt ihm die Hände, der Andere gab es meinem Sohne mit dem Stein, ein Anderer prügelte ihn, sein ganzer Körper ist zerschlagen; bei der Vorsehung! beinahe wäre er gestorben. Beronicianus: Wer hat ihn geschlagen? Sage es deutlich. Philammon: Die Mitsklaven von diesem. Beronicianus: Hat der Gegenwärtige gechlagen oder auch ein anderer? Philammon: Ich weiß es nicht, wer es ist von ihnen; sie kommen (s. Apparat) nicht zu uns bei Tag geschweige bei Nacht. Der Anwalt Herminus: Der Sklave hat selbst gesagt, daß der eine seine Hände hielt, andere ihn überfielen und zuschlugen. Dasselbe hat aber auch ein verläßlicher Zeuge gesagt, ein Vorsteher von Hermupolis, und es erübrigt, die gebührende Strafe zu nehmen über die, welche den Ratsherren überfallen haben. Der Obergensdarm Senecio von (H)e(rmupolis) (?) sagte: Durch Redekunst suchen sie das Geraubte zu behalten. Die Türen liegen darnieder, das ist bezeugt. Zehntausendmal deponierte ich, daß die Türen darniederliegen, und ich bitte, daß der Sekretär hereinkomme und aussage: Das Haus ist im übrigen unbewohnt. Beronicianus: Aber deswegen wird ja der Sklave nicht beschuldigt. Senecio: Deine Trefflichkeit hat es (noch) nicht untersucht, deine Trefflichkeit möge es untersuchen. Beronicianus: Weshalb habt ihr den Asynkritios überfallen? Acholius: Wir haben ihn nicht überfallen, er hat uns überfallen. Beronicianus: In welcher Gegend? Acholius: In jener Straße. Beronicianus: Philammon soll sagen, wer die sind, die das Geld seines Sohnes geraubt haben. Philammon sagte: Diese Sklaven. Beronicianus: Wieviel Geld? Philammon: Ungefähr zehn Goldstücke oder zwölf. Der Obergensdarm Senecio sagte: Die Kasse meines Freundes Sergios (?) beträgt aber an Silber (?) vierzehnhundert (Talente?). Ich bitte deine Herrlichkeit, laß den Sekretär hereinkommen und sagen, daß die Türen darniederliegen. Ich habe sein Zeugnis beigebracht, und der Sekretär ist bereit, zu den Akten zu deponieren .... wer die Räuber sind; er soll sagen, wer es ist. Noch andere dreißig, wie er sagt, waren mit ihnen; ich weiß es nämlich nicht, ich war nicht mit ihnen. Es soll der Sekretär befragt werden. Beronicianus: Der Sekretär soll hereingeführt werden. Gennadius, Adjutor von (H)e(rmupolis) (?) und Schriftführer, sprach: Er wurde jüngst befohlen, dem Polizeimeister zu folgen gemäß einem Auftrag deiner Herrlichkeit wegen der Vorstellung derer, welche vom Rat für die Kephalaiotie vorgeschlagen sind. Senecio: Ich habe den Sekretär mitgebracht und dem Adjutanten übergeben. Beronicianus: Wozu brauchst du den Sekretär? Senecio: Deine Trefflichkeit hat Zeugen gesucht, daß sie das Haus meines Kollegen überfielen. Philammon: Mein Sohn wäre beinahe an den Schlägen gestorben. Beronicianus: Weshalb überfielst du den Ratsherrn? Und zu den Dienern sagte er: Er soll gehaut werden. Und nachdem er mit Ochsenziemern gehaut worden war, sprach Beronicianus: Freie dürft ihr nicht hauen. Und zum Personal sagte er: Ablassen! Und nachdem man von ihm abgelassen hatte, sagte Beronicianus: Sage, wo ist das Geld, das du geraubt hast? Acholius: Er zog sein Kleid ab und gab es der Frau, welche ihm folgte; ich sah es nicht. Beronicianus: Weise ihm nach, daß er Geld von dir genommen hat. Philammon: Im Kampfe nahm er es aus der Tasche (?) meines Sohns und raubte es; Einer hielt ihn, und er gesteht, daß Gorgonios ihm die Hände band. Der Advokat Herminus: Wir beantragen, daß die übrigen Sklaven, welche mitgetan haben, vorgeführt werden. Philammon sagte: Stergorius schlug seinen Kopf. Senecio: Es soll deponiert werden, ob er allein war oder (auch) andere mit ihm, damit es uns sicher werde, damit der Sekretär komme und aussage.

Berichtigung
BL II.2, 79

Literatur
Mitteis, L., Zur Statthalterliste der Thebais, in: Mélanges Nicole. Recueil de mémoires de philologie classique et d' archéologie offerts à Jules Nicole, Genève, 1905, 367-377 (hier: 376/377).

Editoren
Mitteis, L.
Wilcken, U.

Publikationsnummer
publiziert P.Lips. I 40

Bearbeiter
Trojahn

Statische URL
https://www.papyrusportal.de/receive/UBLPapyri_text_00000400